ABC für Chefbändiger
Die Tricks der Chefs - ABC für Chefbändiger
Autorität
hängen gerade Chefs raus, die sie nicht besitzen.
Man spricht in diesem Fall von „formaler Autorität“
– von einer Macht, die sich nur auf die Funktion
stützt. Gute Chefs verfügen vor allem über
„personale Autorität“ – also
menschliches Format und Persönlichkeit. Sie befehlen
nicht, sondern überzeugen.
Beförderung
sprechen Chefs nur ungern aus. Meist wollen sie
einen Mitarbeiter, der an seinem Arbeitsplatz funktioniert,
genau dort festhalten. Außerdem haben mittlere
Manager kein Interesse daran, ihre besten Spieler
an eine höhere Liga abzutreten. Es gilt: Nur
wer fordert, wird befördert (wie das geht, wird
ausführlich in dem Buch „Die Geheimnisse
der Chefs“ beschrieben, Hoffmann und Campe,
2004)!
Chef-Werdung
Die besten Fachleute werden oft zu Chefs ernannt.
Zum Beispiel ein Buchhalter, der vorzüglich mit
Zahlen umgeht. Aber kann er auch mit Menschen umgehen?
Oft greift das Peter-Prinzip: Jeder steigt solange
auf, bis er die Stufe seiner Inkompetenz erreicht
hat. Vorteil: Unfähige Chefs brauchen fähige
Mitarbeiter!
Delegieren
fällt manchen Chefs unendlich schwer. Sie fürchten
einen Kontrollverlust. Was hilft, ist die Flucht nach
vorne: Sprechen Sie mit solchen Chefs die Zwischenstände
Ihrer Arbeiten durch. Legen Sie Ergebnisse vor. Vermeiden
Sie Heimlichkeiten. So wächst Vertrauen –
und mit ihm Ihr Freiraum!
Emotionale Führung
besagt: Der Chef macht die Stimmung im Team. Seine
Laune färbt ab. Studien aus den USA belegen z.B.,
dass man am Betriebsklima in Versicherungen deren
Geschäftserfolg einschätzen kann. Oder dass
auf Intensivstationen, die emotional intelligent geführt
werden, die Patienten nachweislich bessere Überlebenschancen
haben. Suchen Sie sich einen Chef, der Sie in gute
Laune versetzt!
Führung
bewegt sich zwischen zwei Extremen: Sie kann autoritär
sein – oder demokratisch. Im ersten Fall gibt
der Chef die Marschrichtung vor. Im zweiten Fall reden
die Mitarbeiter mit. Das Drama: Die meisten Chefs
übertreiben einen Stil – und sind nicht
in der Lage, ihre Führung der jeweiligen Situation
anzupassen. Sagen Sie Ihrem Chef also, was Sie gerade
brauchen – eine klare Entscheidung oder Mitspracherecht.
Gehaltserhöhungen
werden von Chefs meist reflexartig abgelehnt, oft
mit fadenscheinigen Begründungen, z.B. dass „die
Firma im Moment kein Geld“ hätte. Der Chef
rückt nicht mehr raus, als er muss. Für
Sie heißt das: Fordern Sie hartnäckig und
begründet! In Wirklichkeit hat jede Firma Geld
– sonst wäre sie pleite. Sie müssen
dem Chef klar machen: Ihre Gehaltserhöhung wäre
keine Ausgabe – sondern eine vorzügliche
Investition.
Hochstapler-Syndrom
Viele Chefs schleppen das Gefühl mit sich
herum, sie hätten ihren Aufstieg gar nicht verdient.
Diese Unsicherheit überspielen Sie durch betont
autoritäres Auftreten. Ihre Chance: Machen Sie
Ihrem Chef deutlich, dass Sie ihn respektieren. Wenn
er Ihnen nicht mehr beweisen muss, wird er für
Ihre Vorschläge und Wünsche deutlich offener.
Incentives
sind finanzielle und sonstige Anreize (z.B. Reisen
als Belohnung), mit denen Chefs Ihre Leistung steigern
wollen. Allerdings geht dieser Motivierungsschuss
oft nach hinten los, weil Sie den Verdacht dahinter
spüren: Der Chef meint, Sie enthielten ihm einen
Teil Ihrer Leistung vor und er müsse sie zusätzlich
auf Trab bringen. Aber in Ihrer Interesse sollten
Sie nicht bockig reagieren – sondern sich Ihre
Leistungsfreude bewahren.
Jahresziele
werden im Mitarbeitergespräch festgelegt.
Dieses Gespräch findet meist einmal jährlich
statt. Lassen Sie sich keine Ziele aufs Auge drücken
– sondern reden Sie mit, was Sie erreichen wollen.
Je mehr ein Ziel mit Ihren Wünschen übereinstimmt,
desto motivierter werden Sie es angehen. Wichtig:
Definieren Sie das Ziel so, dass es nachmessbar ist!
Kritik
des Chefs sollten Sie ernst nehmen. Oft ist eine
spitze Bemerkung, beispielsweise wenn Sie morgens
zu spät kommen, nur die Spitze des Eisbergs.
Fragen Sie immer nach, was genau den Chef ärgert
und was er in Zukunft von Ihnen erwartet.
Lügen
machen Chefs. Nie werden sie Ihnen auf die Nase
binden, dass sie Ihre Bezüge um 15 Prozent erhöhen
könnten, wenn sie nur wollten. Statt dessen wird
der Chef sich hinter Sachzwängen verschanzen
(„kann nicht“). Auch wenn die Firma fast
pleite ist oder Sie im Vorstellungsgespräch nach
den Kündigungsgründen Ihres Vorgängers
fragen, läuten Sie damit eine Märchenstunde
ein. In dem Buch „Die Geheimnisse der Chefs“
(Hoffmann und Campe, 2004) finden Sie einen Lügendetektor,
um solche Schwindeleien zu enttarnen.
Motivation
wollen Chefs durch Tricks erreichen. In Chefseminaren
werden Mitarbeiter bezeichnenderweise mit Eseln verglichen,
denen man eine Möhre vors Maul halten müsse,
um sie in Gang zu bringen. Wahre Motivation wird nicht
von Chefs erzeugt, sondern entsteht bei Ihnen von
innen (intrinsisch). Gute Chefs sorgen dafür,
dass diese zarte Pflanze der Motivation nicht zertrampelt
wird, etwa durch ungeschickte Führung.
Neu-Chefs
von außen haben einen schweren Stand: Sie
wissen nicht, wie der Hase läuft, sind auf Ihre
Informationen angewiesen. Oft stellen sich erfahrene
Mitarbeiter gegen sie. Tipp: Suchen Sie Kooperation
statt Konfrontation! Nie ist der Chef dringender auf
Unterstützung angewiesen als am Anfang –
hier können Sie ihn als Förderer für
Ihre Karriere gewinnen.
Oberbosse
– also die Vorgesetze von Chefs - sind die
wirklichen Herrscher in der Firma. Ihr Chef sitzt
in der Zwickmühle: Einerseits will er es dem
Oberboss recht machen – anderseits auch die
Mitarbeiter nicht gegen sich aufbringen. Aber alles,
was er für Sie durchsetzen will, kann auf Widerstand
beim Oberboss stoßen. Wenn Sie etwas wollen:
Liefern Sie Ihrem Chef immer Argumente mit, die auch
den Oberboss überzeugen können.
Praxisferne
entsteht bei vielen Chefs. Sie sitzen sich in Meetings
den Hintern platt, hören weltfremde Firmengrundsätze,
und ihr Fachwissen veraltert. Werden Sie zum „Informations-Minister“!
Sagen Sie Ihrem Chef immer wieder, wie der Alltag
aussieht, wo der Schuh drückt, was er zu seinem
eigenen Vorteil verbessern könnte.
Qualifikation
verlangen alle Chefs von ihren Mitarbeitern –
aber viele fördern sie zu wenig. Sie hören
bei Fortbildung nur den ersten Teil des Wortes –
der Mitarbeiter wäre fort, würde aber dennoch
bezahlt. Erwarten Sie nicht, dass Ihr Chef Ihnen Fortbildungen
anbietet – sondern liefern Sie Argumente, was
ER davon hätte.
Rollenspiele
führen Chefs besonders in Verhandlungen auf.
Zur Chefrolle gehört, Forderungen der Mitarbeiter
erst einmal abzuweisen. Wer dieses Spiel nicht durchschaut,
lässt den Kopf hängen. Wer es kennt, wertet
die (scheinbare) Ablehnung als Einladung, eine Verhandlung
zu eröffnen. Ihr Chef rechnet damit – und
ist durchaus gesprächsbereit.
Stressverhalten
ist eine Falle, in die Mitarbeiter von ihren Chefs
oft getrieben werden, gerade in Verhandlungen. Klassische
Reaktionen: Kampf oder Flucht. Entweder schlagen Sie
verbal zurück – womit Sie schon verloren
haben! Oder Sie ziehen sich zurück, womit Ihr
Anliegen vom Tisch ist. Besser: Bleiben Sie sachlich
und freundlich, ganz egal, wie Ihr Chef sich aufführt.
Das holt ihn vom Affenbaum in unseren Kulturkreis
zurück.
Teamfähigkeit
wird von Chefs immer wieder gepredigt. Angeblich
kommt es nicht auf die Leistung des einzelnen an,
nur auf das Gesamtergebnis. Tatsächlich werden
nie ganze Teams befördert – sondern immer
einzelne. Im Zweifelsfall unterstützen Chefs
eben nicht die graue Teammaus, sondern Mitarbeiter,
deren Einzelleistung sichtbar geblieben ist. Arbeiten
Sie also fleißig im Team mit – aber sorgen
Sie dafür, dass Ihre Leistung nicht untergeht!
Überstunden
sind ein ewiger Zankapfel. Viele Chef schaffen
listig die Stempelkarte ab, damit mögliche Überstunden
nicht mehr zählbar und somit zu bezahlen sind.
Wirksames Gegenmittel: Führen Sie auf freiwilliger
Basis ein eigenes Zeitbuch und machen Sie Ihrem Chef
klar, zu welchem Maß an Überstunden Sie
bereit sind – und zu welchem nicht.
Vorstellungsgespräche
sind Maskeraden: Als Bewerber ziehen Sie sich besser
an als sonst, drücken sich besser aus und sind
freundlicher. Genauso rückt Ihr künftiger
Chef das Unternehmen ins beste Licht. Kein Wort von
der dünnen Personaldecke oder der schlechten
Geschäftslage– statt dessen wartet scheinbar
das Paradies auf Sie. Nutzen Sie die Chance, sich
selbst einen Eindruck zu verschaffen – indem
Sie z.B. bitten, ob Sie Ihre künftigen Kollegen
kennenlernen dürfen.
Wissen
ist für Chefs ein kostbares Gut, gerade wenn
es um Geschäftszahlen geht. Oft werden die Mitarbeiter
dumm gehalten. Auch von Fusionen, Umzügen oder
sonstigen Entwicklungen erfahren Sie erst in letzter
Minuten. Auf der anderen Seite ist das Wissen der
Chefs begrenzt, was Gerüchte unter den Mitarbeiter
angeht. Hier ist er ein Außenseiter.
XY - Theorie
Der Psychologe Douglas McGregor hat die Theorie
von X und Y entwickelt. Theorie X besagt: Mitarbeiter
sind faul, müssen angetrieben oder verlockt werden.
Theorie Y: Mitarbeiter sind leistungsfreudig, wenn
nur die Bedingungen dafür stimmen. Leider sind
viele Chefs Anhänger der ersten Theorie, oft
auch unbewusst.
Zuhören
ist für manche Chefs eine schwere Übung.
Entweder sie reden wie Wasserfälle – oder
sie sind in Gedanken immer woanders. Der Trick: Kontrollieren
Sie durch Nachfragen, ob Ihre Botschaft wirklich angekommen
ist. Zum Beispiel: „Ich möchte sicher gehen,
ob ich mich klar ausgedrückt habe: "Was
ist jetzt bei Ihnen angekommen?’“